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Welthypertonietag 2023 am 17. Mai: Erst die Langzeitmessung des Blutdrucks ermöglicht ein verlässliches Bild

Hypertonie gilt als die Volkskrankheit schlechthin. Über 30 % der Deutschen haben einen bekannten, ärztlich diagnostizierten Bluthochdruck und damit einen der wesentlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.[1] Die Messung des arteriellen Blutdrucks ist deshalb eine Routineuntersuchung im medizinischen Alltag. Da der Blutdruck im Tagesverlauf immer wieder Schwankungen unterworfen ist, wird für eine valide Einschätzung eine 24-Stunden-Blutdruckmessung empfohlen.

Am heutigen Welthypertonietag wird unter dem Motto „Dran bleiben“ von der Deutschen Hochdruckliga das Bewusstsein dafür gestärkt, dass für eine verlässliche Beurteilung des Blutdrucks vor allem Langzeit-Messungen und Hartnäckigkeit gefragt sind. Denn nur mit einer Langzeit-Messung können eine Weißkittelhypertonie ausgeschlossen, maskierte Hypertonie entdeckt und der der Tagesverlauf des Blutdrucks sowie die physiologische nächtliche Absenkung (Dipping-Verhalten) dargestellt werden[2].

Die oszillometrische Messung mittels Blutdruckmanschette gilt als Goldstandard für die Untersuchung. Trotzdem bringt diese Technik eine Reihe an methodischen Limitierungen mit sich, die Einfluss auf die Klassifikation von Hypertonie und Dipping haben können. So sollte die Messung in aufrechter Position und in Ruhe durchgeführt werden, denn motorische Aktivität während der Messung kann zu falschen Messwerten führen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass 26 % der Messwerte von 24-Stunden-Messungen durch Artefakte (Bewegung, fehlerhafte Aufpumpvorgänge, kardiovaskuläre Arousals und Arrhythmien) beeinträchtigt waren und dies in 23 % der Fälle zu einer falschen Klassifikation des Hypertonie-Schweregrads und in 24 % zu falscher Dipping-Klassifikation führte[3]. Auch die Messung in aufrechter Position ist bei einer Langzeit-Messung nicht einzuhalten, so dass die Blutdruckwerte im Liegen durch den hydrostatischen Druck verfälscht werden können.

Die neue Generation der oszillometrischen Messung: ABPMpro

  • Kompakt: Das ABPMpro wird per Schiebehalterung direkt an der Manschette appliziert und sorgt für hohen Tragekomfort bei den Patienten.

Für eine valide Beurteilung des Blutdruckverhaltens müssen Lösungen gefunden werden, die diese Limitierungen der oszillometrischen Messung reduzieren. Das ABPMpro bietet durch die zusätzliche Erfassung weiterer Parameter vertiefte diagnostische Einsichten: Das System zeichnet kontinuierlich die Herzrate auf – auch wenn die Manschette nicht pumpt. Zusätzlich werden Aktivität und Körperlage des Patienten erfasst. So können die gemessenen Blutdruckwerte in Korrelation zur körperlichen Aktivität am Tag bzw. der Körperlage in der Nacht beurteilt werden. Orthostatisch bedingte Abweichungen können bei der Bewertung berücksichtigt werden. Viel wichtiger jedoch: durch die Aufzeichnung der motorischen Aktivität erkennt das System, wann sich der Patient bewegt. Stellt das Gerät während des Aufpumpvorgangs Aktivität fest, wird je nach Aktivitätsgrad die Messung während des Ablassens wiederholt oder auf einen etwas späteren Zeitpunkt verschoben. Blutdruckwerte, die trotzallem während Bewegung gemessen wurden, können dank der Aufzeichnung der Druckkurve in der Software manuell bewertet und bei der Analyse ausgeschlossen werden.

Anhand der Bestimmung von Aktivität und Köperlage des Patienten kann außerdem eine Schlaf-Wach-Schätzung vorgenommen werden, so dass „nächtliche“ Blutdruckwerte auf die tatsächliche Zeit im Bett (Time in Bed, TIB) beziehungsweise Schlafzeit bezogen werden können. Standardmäßig wird hier ein Zeitfenster von 22:00 – 6:00 Uhr festgesetzt, ohne die tatsächliche Schlafzeit des Patienten zu berücksichtigen. Da aber vor allem der nächtliche Blutdruck im Schlaf für die Beurteilung einer Hypertonie relevant ist, können falsche Zuordnungen die Klassifikation verfälschen.

Das nach ISO 81060-2:2018 validierte ABPMpro wird direkt an der Manschette getragen und kommt ohne Schlauch und separaten Rekorder aus. So bietet es dem Patienten hohen Tragekomfort. Es ist modular erweiterbar: mit dem 3-Kanal-EKG Sensor kann ein Holter-EKG aufgezeichnet und die Kardio-Impedanz bestimmt werden. In naher Zukunft wird zusätzlich ein Plethysmogramm-Sensor zur Verfügung stehen. Dieser detektiert die Pulswelle und ermöglicht gemeinsam mit dem EKG die kontinuierliche Blutdruckbestimmung auf Basis der Puls Transit Zeit (Pulse Transit Time, PTT). Die Methode der Blutdruckmessung kann dann frei gewählt werden: klassische oszillometrische Messung und/oder beat-to-beat Bestimmung des Blutdrucks über die PTT, ohne Aufpumpen der Manschette.

Weitere Informationen zum ABPMpro finden Sie hier.

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[1] Neuhauser H, et al.: 12-Monats-Prävalenz von Bluthochdruck in Deutschland. Journal of Health Monitoring 2017; 2(1): 57–63

[2] Dolan E, et al.: Superiority of ambulatory over clinic blood pressure measurement in predicting mortality: the Dublin outcome study. Hypertension 2005; 46: 156–61

[3] Bothe T et al.: Impact of oscillometric measurement artefacts in ambulatory blood pressure monitoring on estimates of average blood pressure and of its variability: a pilot study. J of Hypertension 2023